Unterschied Vitamin D3 und D2

Unterschied Vitamin D3 und Vitamin D2

Was ist der Unterschied zwischen den beiden Vitamin-Varianten D2 und D3? Wenn es um das Vitamin D geht, das wir mit der Nahrung aufnehmen, ist zu berücksichtigen, dass es zwei unterschiedliche Formen gibt:

  • Vitamin D2 ist überwiegend in Pflanzen enthalten
  • Vitamin D3 ist vor allem in tierischen Produkten zu finden

Verwertbar sind sowohl Vitamin D3 als auch Vitamin D2. Jahrelang wurden beide D-Vitamin-Varianten als gleichwertig angesehen, inzwischen deuten neuere Forschungen darauf hin, dass Vitamin D3 wertvoller und wirksamer sein könnte.

Vitamin D3 beginnt Vitamin D2 zu verdrängen

Grundsätzlich kommen beide Formen als Basis für die Vitamin D Bildung im Körper in Frage. In den letzten Jahren gewann, auch auf Grund diverser Forschungsergebnisse, Vitamin D3 immer mehr an Bedeutung. Vitamin D2 ist als inaktive Vorstufe des aktiven Vitamin D als Ergocalciferol bekannt. Vitamin D3, die zweite inaktive Vitamin D-Vorstufe zum aktiven Vitamin D (Calcitriol) heißt Cholecalciferol. Wegen seiner günstigeren Aufnahme im menschlichen Körper und einer inzwischen als sicher erscheinenden stärkeren Wirkung ist Vitamin D3 der Favorit. In Europa verliert Vitamin D2 immer mehr an Bedeutung, ist allerdings in den USA noch sehr präsent. Die klinisch eingesetzten, hochdosierten Vitamin-D-Präparate in den USA enthalten noch immer fast ausschließlich Vitamin D2. In den 30er Jahren wurde sowohl in Amerika als auch in Europa Kuhmilch lange Zeit mit Vitamin D2 angereichert, um der damals grassierenden Rachitis-Epidemie Herr zu werden – was auch großen Erfolg zeigte. Trotzdem wurde in Europa (derzeit vor allem noch in Skandinavien) bald auf Vitamin D3 gewechselt, als sich die Indizien mehrten, dass dies die vermutlich wirksamere Form von Vitamin D ist.

Was für Vitamin D3 spricht: unser Körper kann Vitamin D3 sogar selbst über die Haut durch die Synthese von Sonnenlicht und Dehydrocholesterol herstellen. Vitamin D2, das um 1930 erfolgreich wegen der Rachitis Epidemie als Kuhmilch-Anreicherung fungierte, kann der Körper dagegen nicht selbst produzieren. Ursprünglich war Vitamin D2 als einziges pflanzliches D-Vitamin bei Vegetariern sehr beliebt. Inzwischen ist auch dieser Pluspunkt für Vitamin D2 nicht mehr aktuell. Denn aus Flechten, botanisch Lichen genannt, lässt sich ein Vitamin D3 extrahieren, dass chemisch genau dem tierischen Vitamin D3 entspricht.

Vitamin D3 Formel Struktur Zusammensetzung Supplement

Unterschiedliche Wirkungen der Vitamin D-Vorstufen D2 und D3

Vitamin D2 hat im Körper andere Eigenschaften als Vitamin D3 im Stoffwechsel. Fehlerhafte Beschreibungen von Vitamin D2 und D3 behaupten bis heute, Vitamin D2 müsse vom Körper erst zu Vitamin D3 umgewandelt werden. Das ist nicht richtig. Das Ergocalciferol bleibt auch trotz Synthese in dieser Form erhalten. Ergocalciferol und Cholecalciferol unterscheiden sich wie folgt:

  • Halbwertszeit – Vitamin D2 wird schneller ausgeschieden als Vitamin D3. Laut Blutspiegel-Messungen fallen die Blutwerte des D2 nach der Aufnahme schneller ab, D3 zeigt eine nachhaltigere Wirkung.
  • Transportmoleküle – Die Erklärung für die Halbwertszeit sind die Moleküle, an die sich die beiden D-Vitamine binden. Bei D3 ist die Bindung an die Transportmoleküle im Blut besser. Dadurch kann es vom Körper besser transportiert und umgewandelt werden als Vitamin D2.
  • Deaktivierung der Synthese durch den Körper – Der Körper funktioniert zum Wohl des Menschen. Daher sorgt er für ein ständiges Gleichgewicht zwischen Vitaminen und Mineralien, je nach seinen Möglichkeiten und was zur Verfügung gestellt wird durch Nahrung, Sonnenlicht usw. Daher wird die Synthese von Vitamin D3 streng reguliert und bei Bedarf deaktiviert. Bei Vitamin D2 findet diese Deaktivierung stärker und früher statt.
  • Verarbeitung in der Leber – Die Enzyme, die für die D3-Umwandlung in der Leber in seine aktive Form zuständig sind, zeigen eine größere Anbindung an Vitamin D3. Unter anderem erfolgt die Umwandlung in die zirkulierende Vitamin D-Form 25-Hydroxy-Vitamin D3 durch das Enzym Vitamin-D-25-Hydroxylase. Ein speziell in den Mitochondrien (Zellorganellen) befindliches Enzym wandelt z. B. nur Vitamin D3 um.

Aber letztendlich entscheiden noch viele andere – zum Teil auch noch nicht ganz erforschte – Faktoren über die Verwertungsfähigkeit der Vitamin D Vorstufen D2 und D3. Interessant ist, dass bei einem Erhöhen des 25-Hydroxy-Vitamin D2 Spiegels der 25-Hydroxy-Vitamin D3 Spiegel sinkt. Andererseits beeinflusst ein erhöhter 25-Hydroxy-Vitamin D3 Spiegel den bestehenden Vitamin D2-Spiegel nicht negativ.

Was spricht dafür, dass Vitamin D3 effektiver ist als Vitamin D2?

Etliche wissenschaftliche Studien und vorstehend aufgezeigte Fakten sprechen dafür, dass Vitamin D3 wirksamer ist als Vitamin D2. Es ergab sich, dass hochdosiertes Vitamin D3 einen höheren Anstieg der Vitamin D-Zirkulationsform 25-Hydroxy-Vitamin D3 erreicht als entsprechende Dosen von Vitamin D2. Obwohl manche Messverfahren Vitamin D2 nicht so präzise messen wie Vitamin D3, haben Studien, die dies einkalkulierten, Vitamin D3 trotzdem effektiver gesehen. Insgesamt aber ist ein endgültiges Urteil noch nicht möglich. Es bedarf noch einiger Studien mit exakten Messverfahren, die den offensichtlichen Vorteil zugunsten des Vitamin D3 bestätigen.

Vitamin D2 – nicht mehr die einzige pflanzliche Option

Vor allem Veganer und Vegetarier haben sich lange Zeit an das pflanzliche Vitamin D2 gehalten, da es aus pflanzlichen Quellen gewonnen wurde. Zu der Zeit wurde Vitamin-D3 eigentlich nur aus tierischen Fetten (Lanolin aus Schafswolle) gewonnen. Da diese aus der Wolle extrahiert wurde, die als Abfall der Schlachtindustrie anfiel, gab es natürlich von Seiten der Veganer, Vegetarier und Tierschützer deutliche Argumente gegen D3 als Nahrungsergänzungsmittel. Inzwischen gibt es jedoch veganes Vitamin D3, das aus einer Flechten-Art extrahiert wird. Sowohl das tierische als auch das pflanzliche Vitamin D3 ist chemisch gleich, ein Unterschied kann auch bei Untersuchung des gewonnenen D3 nicht festgestellt werden. Die Eigenschaften des Vitamin D2 und D3 als Nahrungsergänzung sind also absolut identisch, auch in Bezug auf die Verwertbarkeit im Körper.

Vitamin D3 D2 Unterschied Clacium Kalzium

Studie der Universität von Otago bestätigt Vitamin D3 Effektivität

Eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität von Otago in Neuseeland gibt den Experten Recht, die Vitamin D3 als Favorit ansehen. Da die Vitamin D3 Eigenproduktion mit Sonnenlicht in vielen Regionen im Winter nicht reicht, ist anderweitig Vitamin D3 nötig. Schätzungen zufolge leiden in Mittel- und Nordeuropa in den Wintermonaten etwa 80 % der Menschen an Vitamin D Mangel. Mit 95 Personen, in drei Gruppen aufgeteilt, verglichen die Untersucher der Uni in Otago Vitamin D2 und Vitamin D3 (je 1000 IE) mit Placebo. 25 Wochen lang, ab Sommerende, erhielten alle Probanden, zwischen 18 und 50 Jahre alt, die in ihrer Gruppe vorgesehene Medikation. Die Placebo Gruppe zeigte erwartungsgemäß eine sinkende Produktion von 25-Hydroxy-Vitamin-D. Die Werte der Gruppe mit Vitamin D2- Gabe zeigten allerdings auch eine reduzierte 25-Hydroxy-Vitamin-D-Konzentration im Serum. Lediglich die Studienteilnehmer, die eine Vitamin D3-Nahrungsergänzung erhielten, behielten konstante Serum-Konzentrationen von 25-Hydroxy-Vitamin-D. Dieses Ergebnis bekräftigt die Annahme, das Vitamin D3 als Nahrungsergänzung effektiver ist als Vitamin D2. Es zeigt gleichzeitig, dass in der kalten Jahreszeit verhältnismäßig rasch ein Vitamin D- Mangel für diverse Probleme sorgen kann. Schließlich hat Vitamin D auch einen bedeutenden Einfluss auf unser Immunsystem.

Vitamin D Immunsystem Abwehr

Zusammenfassung der Betrachtung zur Effektivität von Vitamin-D2 und -D3

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass auch Vitamin D2-Gabe einen Vitamin D-Mangel beheben kann. Dies zeigt das Beispiel USA mit einer hohen Vitamin D2-Behandlungsquote bei Vitamin D-Mangel. Obwohl die Tendenz der Meinung vieler Fachleute zu einer positiveren Bewertung von Vitamin D3 geht, ist noch nicht alles klar. Ein Problem beim Vergleich von Vitamin D2 und Vitamin D3 ist die Frage, ob Studien mit diesen beiden Vitamin D-Formen direkt vergleichbar sind. Da klare Ergebnisse aus Studien mit Vitamin D2 nicht so häufig sind, herrscht teilweise sogar bei Experten eine gewisse Unsicherheit. Dies gilt für Studienansätze ebenso wie für die idealen Empfehlungen zur jeweiligen Dosierung. So kommt es, dass auch Patienten immer mehr verunsichert sind. Im Gegensatz zu den Meinungen in den USA zeigen Ergebnisse einer neueren Studie der Universität in Surrey klare Vorteile für Vitamin D3. Die Forscher der südenglischen Universität untersuchten an 335 Frauen (weiße Europäerinnen und Südasiatinnen) die Effektivität der Vitamine D2 und D3. In verschiedene Gruppen aufgeteilt, erhielten die Teilnehmerinnen entweder Fruchtsaft oder Keks mit Vitamin D2 oder mit Vitamin D3 oder Placebo. Nach jeweils 12 Wochen im Winter gab es Resultate, die überzeugende Vorteile für Vitamin D3 zeigten. In den Gruppen mit Vitamin D3-Keks oder -Saft erhöhte sich der Vitamin D-Spiegel um 74 bzw. 75 Prozent. In den D2-Vergleichsgruppen war nur ein Anstieg von 33 bzw. 34 Prozent zu verzeichnen.
So lässt sich am Ende doch eine begründete Empfehlung für eine Vitamin D3 Nahrungsergänzung bei Vitamin D-Mangel aussprechen. Schließlich gibt es immer mehr Erkenntnisse, die klar in Richtung besserer und nachhaltigerer Wirksamkeit von Vitamin D3 hinweisen.

Studien und Quellen:

Br J Nutr. 2013 Mar 28;109(6):1082-8. doi: 10.1017/S0007114512002851. Epub 2012 Jul 11. Long-term vitamin D3 supplementation is more effective than vitamin D2 in maintaining serum 25-hydroxyvitamin D status over the winter months. Logan VF, Gray AR, Peddie MC, Harper MJ, Houghton LA. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23168298

Am J Clin Nutr. 2017 Aug;106(2):481-490. doi: 10.3945/ajcn.116.138693. Epub 2017 Jul 5. Daily supplementation with 15 μg vitamin D2 compared with vitamin D3 to increase wintertime 25-hydroxyvitamin D status in healthy South Asian and white European women: a 12-wk randomized, placebo-controlled food-fortification trial. Tripkovic L, Wilson LR, Hart K, Johnsen S, de Lusignan S, Smith CP, Bucca G, Penson S, Chope G, Elliott R, Hyppönen E, Berry JL, Lanham-New SA.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28679555